Über uns
Im Jahre 2004, als ich 17 Jahre alt war, habe ich mein erstes Online-Liefersystem entwickelt. Die Firma INTEL hat mich zur Messe INTEL ISEF in die USA eingeladen, dies war auch die Initialzündung für den Start meiner Unternehmertätigkeit im Bereich Transport. Im Jahre 2008 kam die Finanzkrise und das Unternehmen konnte mich kaum ernähren. Unsere Kunden waren auf der Suche nach billigeren Transportmöglichkeiten von Kleinpaketen aus Deutschland. Ich selbst habe Abend für Abend auf dem alten Mountainbike gebastelt und Kleinteile habe ich über eBay.de bestellt. Der Transport war teuer und langsam. Ich fuhr nach Deutschland und versuchte das zu ändern. Heute gehen durch unser Lager jährlich 135 000 Pakete für 100 000 Kunden.
Ondřej Krabs, Geschäftsführer
Historie
2008 - 2015
Wir besorgten Paletten- und Schwerlasttransport in Europa, aber zum Beispiel auch alte Automobile im Container aus den USA. Manchmal riefen uns die Fahrer in der Nacht mit diversen Problemen an, wie zum Beispiel, „Ich bin weit über dem Polarkreis und das Paket ist breiter als der Auflieger“. Oder rief der Kunde an: „Ich bin mit dem Schiff auf dem Meer stecken geblieben. Das Paket werde ich übermorgen aufladen, warten Sie im Hafen. Hilfe wird in 24 Stunden kommen.“Ein anderes Wochenende klärten wir wiederum das Bußgeld für einen Fahrer in Österreich, der vom Spediteur in Italien überladen wurde und der komplette LKW wurde beschlagnahmt. Der Transport beweist sich als eine sehr gute Übung im Bereich Stressmanagement. Mit dem Programmierer Peter Sidor dachten wir über weitere Innovationen im System und wir konzentrierten uns hauptsächlich auf den Transport zwischen die Tschechische Republik, Deutschland und die EU. Wir fingen auch an mit Verladung in Containern und mehr physisch mit den Paketen zu arbeiten.
2010
Zum Mittagessen lud mich der Gründer vom größten Online-Reisebüro Tschechiens, INVIA, ein, der mir sehr gute Ratschläge und eine andere Ansicht auf die Welt des E-Commerce gab. Der Inhaber von Shipito kontaktierte mich auch. Mit ihm sprach ich über die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit in den USA. Am Ende kam es schließlich nie dazu. Ich habe mir selbst damals gesagt, dass es letztendlich die Unabhängigkeit war, die mich am meisten nach vorne treibt und ich werde mich weiter auf Europa konzentrieren.

2011
Wir versuchten selbst zwischen Deutschland und der Tschechischen Republik mit unserem eigenen Wagen eine Zustellung am Folgetag zu gewährleisten. Die Pakete übergaben wir dem Transporteur von CS Expres. Diese Firma ging aber kurz darauf in Konkurs und wir haben die Zusammenarbeit mit den Firmen Geis Parcel und Česká Pošta abgeschloßen.
2012
Januar 2012 gründete ich die Firma Mailboxde.com für die Bearbeitung von Sendungen in Deutschland und die ersten Mitarbeiter wurden eingestellt. Ich musste feststellen, dass das erste Lagerhaus langsam nicht mehr reichen würde.
Kuba war unser erster langfristiger Angestellter und er war auch derjenige, der schon seit langem jede Innovation boykottiert hatte, weil er immer einen Schritt voraus war. Er arbeitet immer noch bis heute bei uns.

Ich schlief täglich nur ein Paar Stunden und es wurde mir klar, dass wir viele Dinge ändern müssten, damit wir auch in den nächsten Jahren klarkommen könnten. Einmal bin ich erst um 7 Uhr zu Hause angekommen. Viele Menschen hätten gesagt, dass ich das falsch gemacht hatte und, dass ich nicht richtig delegieren konnte. Es wurde einem langsam klar, aber dies würde viele Jahre dauern. Wir waren in einer ungesunden Wachstumsphase; es war wahnsinnig. Wir haben Abkürzungen gesucht und gleichzeitig haben wir alles selbst gemacht. Wir wurden von fast allen Ämtern kontrolliert, von manchen hatte ich noch nie gehört. Die Kontrollen dauerten viele Stunden, aber ich gewöhnte mich schon daran, dass es so in
Deutschland läuft und anders kann man es nicht machen. Die Polizei und Zöllner halfen uns dabei eine Lösung zu finden, damit wir alle Sachen rechtmäßig in Ordnung haben konnten.

Ich suchte ein weiteres Lagerhaus aber ich wusste nicht, ob wir es auch schaffen würden. Schließlich habe ich eins gefunden. Es war eine ehemalige Weberei und bevor wir ankamen, wurden hier Automobile mit kippbaren Türen produziert.
2014
Für ein weiteres Lager hatten wir keine neuen Angestellte und ich hatte Angst welche einzustellen. Ich wusste nicht wie sich die Situation weiter entwickeln würde und deswegen wartete ich auf den Wendepunkt, wenn wir in diesem Lager die Angestellte und andere Kosten auch bezahlen konnten. Bis dahin, machte ich hier alles allein. Es war anstrengend und kalt gleichzeitig. Manchmal kommen die Jungs von dem zweiten Lager, um mir zu helfen. Neue Kollegen haben wir erst am Ende des Jahres eingestellt. Die richtigen zu finden war schon etwas schwieriger.

2015
Am 1. 1. 2015 änderten wir die Rechtsform unseres Unternehmens zu Mailboxde.com GmbH. Der Richter wollte auch meinen Lebenslauf sehen. Der ganze Vorgang dauerte acht Monate und bewies sich als die kostspieligste Operation in der Geschichte der Firma. Heute hätte ich es alles anders gemacht.
2017


In diesem Jahr erhielt die Firma Mailboxde.com GmbH die Postlizenz von der Bundesnetzagentur.
2020 - Corona-Krise - Erste Welle
2020 - Corona-Krise - Erste Welle
Ende Februar kaufen wir große Vorräte an Lebensmitteln und Hygieneartikeln für den Notfall, falls die Grenzen geschlossen würden (unsere Firma in Deutschland hatte zu dieser Zeit 11 Grenzpendler von insgesamt 12 Mitarbeitern). Wir erstellen Notfallkisten zum Überleben für 14 Tage nach Anleitungen der Bundeswehr. Kunden aus Asien informieren uns über die Ernsthaftigkeit der Situation. Diese zeigt sich bereits in Italien, wo die Supermarktregale leer sind. Pendler dürfen ohne Quarantäne nicht weiter als 50 km von der Grenze entfernt fahren. Weder in Deutschland noch in Tschechien gibt es Desinfektionsmittel. Auch sterile Handschuhe fehlen völlig. Alles ist ausverkauft. Ich hole schließlich als Spediteur auch für die Tschechische Post, Geis Parcel, GLS Czech Republic und MESSENGER Desinfektionsmittel mit Genehmigung der tschechischen Zollverwaltung und einer BAFA-Ausfuhrgenehmigung am Flughafen Berlin ab. Vor Erschöpfung schlafe ich auf dem Parkplatz im Auto ein. Einer unserer Lieferanten stellt in seiner Fabrik nach WHO-Rezept Desinfektionsmittel her. Es entsteht ein Tauschgeschäft: wir liefern Wasserstoffperoxid, er produziert für uns Desinfektionsmittel. Am Sonntag, den 14.3.2020, um 12:00 Uhr beginnen sich die Grenzen zwischen Tschechien, Polen und Deutschland zu schließen. Mitten in einer Geburtstagsfeier stopfe ich Sachen für etwa einen Monat in eine Tasche und fahre los, um noch offene Grenzübergänge zu finden, an denen man uns nach Deutschland hineinlässt. Wir wissen nicht, was passieren wird. Mein Kollege Honza fährt eine Stunde hinter mir. Wir kaufen noch Diesel in Kanistern. Am 16.3.2020 schließen die Grenzen tatsächlich und die Pendler müssen auf unbestimmte Zeit in Deutschland bleiben, 30 km von ihren Familien entfernt, da sie bei einer Rückkehr zur 14-tägigen Quarantäne verpflichtet wären.
Nach Angaben damaliger Regierungsvertreter gegenüber Novinky.cz vom 19.3.2020 „halten sich nicht einmal einige Pendler an die Maßnahmen. Diese sollten nämlich nur zur Arbeit gehen. Außer dem Weg zur Arbeit sollten sie das Haus nicht verlassen. ‚Die Möglichkeit unserer Bürger, ins Ausland zu fahren, ist ein großes Schlupfloch in den Quarantänemaßnahmen.‘ Sollte aber auch diese neue Maßnahme nicht funktionieren, wird die Regierung auch denjenigen die Auslandsreisen verbieten, die zur Arbeit pendeln.“
Am 11.4.2020 lag die Inzidenz in Prag bei 0,11 % der Bevölkerung, im vier Millionen großen Sachsen bei 0,02 %. In einem persönlichen Brief mit Lösungsvorschlägen an den Innenminister wies ich darauf hin, dass täglich 140.000 Arbeitnehmer aus anderen Regionen nach Prag pendeln, und machte auf die ungleichen Rechte aufmerksam. Laut Eurostat gab es 37.000 tschechische Pendler nach ganz Deutschland. Damals sprach man jedoch nur in absoluten Zahlen. Erst später begann man, die Zahl der Infizierten pro 100.000 Einwohner zu veröffentlichen.
Hotels sind geschlossen. Erste grenzüberschreitende Spediteure kündigen uns ihre Dienste, da der Umweg zwischen unserem Lager und den Logistikdepots der Spediteure 211 km hin und 211 km zurück beträgt (statt der üblichen 2 x 28 km), und weil ihnen die Kraft für die Argumentation an den Grenzübergängen für Fahrzeuge bis 3,5 t ausging, obwohl ihre Fahrzeuge in diese Gewichtsklasse fielen. Die Hälfte der Kollegen packt ihre Sachen und schläft drei Wochen lang in den Büros in Zittau. Nachbarn bringen ihnen einen Tischtennistisch ins Lager und einen Grill vor die Halle. Ich selbst ersetze drei tschechische Spediteure mit dem größten Transporter, den wir kurzfristig kaufen konnten. Im Lausitzer Gebirge gibt es an einer schmalen Straße einen Grenzübergang, wo der Umweg nur 50 km beträgt. Die Durchfahrt ist problematisch, wir verhandeln mit der Polizeiführung, dem Zoll und dem Landrat des Kreises Liberec über eine Ausnahme, die wir schließlich erhalten. Da ich zwischen Tschechien und Deutschland als Spediteur pendle, darf ich nicht in unsere Firma in Deutschland gehen und muss wie die anderen Fahrer immer draußen bleiben, um in Tschechien keine Quarantäne zu bekommen.
Die angespannte Situation und das Handeln der Pendler gegenüber Regierungsmitgliedern beschreibt Český rozhlas in einem Artikel vom 2.4.2020 mit dem Titel „Pendler haben Pech. In einem offenen Brief baten sie um Zugeständnisse, die Regierung erlaubt ihnen jedoch nicht, zur Arbeit zu reisen.“
Kollegen geben mir täglich Einkaufslisten für Lebensmittel. Einer schnarcht nachts so laut, dass sie begonnen haben, im Schichtbetrieb zu schlafen. Die tschechische Polizei weist mich an der Grenze darauf hin, dass ich in Deutschland nicht einmal Lebensmittel einkaufen darf. Bei meiner Rückkehr müsste ich in Quarantäne.
In der Polizeidatenbank sind aus dieser Zeit über 80 Grenzkontrollen vermerkt, bei denen ich vor allem anfangs lange mit den tschechischen Polizisten sprach, bevor ich über die Grenze gelassen wurde. Jede Durchfahrt war unsicher, die Verhandlungen nervlich angespannt, aber mit der Zeit freundete ich mich mit den Polizisten an – ich trage stets die aktuellen Verordnungen ausgedruckt bei mir und musste manchmal den Pressesprecher des Innenministeriums als Vermittler einschalten, dessen Telefonnummer ich besorgt hatte. Auf den Konflikt mit der Charta der Grundrechte und Freiheiten, die besagt, dass „wer sich berechtigterweise auf dem Gebiet der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik aufhält, das Recht hat, dieses frei zu verlassen“, wiesen nach einiger Zeit 11 Senatoren der Bürgermeisterfraktion hin.
Manche Tage muss ich hinter der Grenze anhalten, um den Stress zu verarbeiten. Einmal hält auf einem Rastplatz hinter meinem Wagen ein Fahrzeug, dessen Fahrer meine Kontrolle an der Grenze beobachtet hatte. Er fragt mich: „Kann ich irgendwie helfen?“ Ich gebe ihm Kopien meiner Korrespondenz mit den Behörden und Fakten. Er sagt nichts. Er war ein Profi. Ab dem nächsten Tag liefen die Grenzdurchfahrten reibungslos und die Gespräche waren viel entspannter.
Ich schreibe einen Brief an den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer mit einem Lösungsvorschlag. Gleichzeitig informiere ich ihn, dass einige Kollegen, die alleinerziehend sind und im Wechselmodell ihre Kinder betreuen, auf unbestimmte Zeit nicht über die Grenze zur Arbeit kommen können, und wir nach einer Lösung suchen. Wahrscheinlich erhält er mehrere ähnliche Briefe, und so stellt uns die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag eine Note aus, die uns gegenüber den tschechischen Behörden als Teil der deutschen Kriseninfrastruktur bestätigt. So können Kollegen nach drei Wochen mit Einschränkungen wieder nach Hause fahren. Die Situation an der Grenze im Gebirge ist jedoch nicht ganz sicher, weshalb Kollegen auf der deutschen Seite warten und bei der tschechischen Polizei anrufen, ob sie die Grenze überschreiten dürfen, ohne Quarantäne auferlegt zu bekommen. Alles wird bestätigt und zu Ostern fahren sie nach Hause.
Im Dezember 2020 erkrankte ich am Coronavirus. 14 Tage lang ging es mir wirklich schlecht. Unsere Lager platzen sprichwörtlich aus allen Nähten und wir haben keinen Platz mehr zur Bearbeitung. Die Kollegen in Deutschland sind durch die Paketflut so erschöpft, dass wir für einen Monat die Registrierung neuer Kunden stoppen, um uns um die bestehenden zu kümmern. Nach der Wiederaufnahme der Registrierung melden sich an einem einzigen Tag 700 neue Kunden an.
2021 - Corona-Krise - Zweite Welle
Nach Angaben damaliger Regierungsvertreter gegenüber Novinky.cz vom 19.3.2020 „halten sich nicht einmal einige Pendler an die Maßnahmen. Diese sollten nämlich nur zur Arbeit gehen. Außer dem Weg zur Arbeit sollten sie das Haus nicht verlassen. ‚Die Möglichkeit unserer Bürger, ins Ausland zu fahren, ist ein großes Schlupfloch in den Quarantänemaßnahmen.‘ Sollte aber auch diese neue Maßnahme nicht funktionieren, wird die Regierung auch denjenigen die Auslandsreisen verbieten, die zur Arbeit pendeln.“
Am 11.4.2020 lag die Inzidenz in Prag bei 0,11 % der Bevölkerung, im vier Millionen großen Sachsen bei 0,02 %. In einem persönlichen Brief mit Lösungsvorschlägen an den Innenminister wies ich darauf hin, dass täglich 140.000 Arbeitnehmer aus anderen Regionen nach Prag pendeln, und machte auf die ungleichen Rechte aufmerksam. Laut Eurostat gab es 37.000 tschechische Pendler nach ganz Deutschland. Damals sprach man jedoch nur in absoluten Zahlen. Erst später begann man, die Zahl der Infizierten pro 100.000 Einwohner zu veröffentlichen.
Hotels sind geschlossen. Erste grenzüberschreitende Spediteure kündigen uns ihre Dienste, da der Umweg zwischen unserem Lager und den Logistikdepots der Spediteure 211 km hin und 211 km zurück beträgt (statt der üblichen 2 x 28 km), und weil ihnen die Kraft für die Argumentation an den Grenzübergängen für Fahrzeuge bis 3,5 t ausging, obwohl ihre Fahrzeuge in diese Gewichtsklasse fielen. Die Hälfte der Kollegen packt ihre Sachen und schläft drei Wochen lang in den Büros in Zittau. Nachbarn bringen ihnen einen Tischtennistisch ins Lager und einen Grill vor die Halle. Ich selbst ersetze drei tschechische Spediteure mit dem größten Transporter, den wir kurzfristig kaufen konnten. Im Lausitzer Gebirge gibt es an einer schmalen Straße einen Grenzübergang, wo der Umweg nur 50 km beträgt. Die Durchfahrt ist problematisch, wir verhandeln mit der Polizeiführung, dem Zoll und dem Landrat des Kreises Liberec über eine Ausnahme, die wir schließlich erhalten. Da ich zwischen Tschechien und Deutschland als Spediteur pendle, darf ich nicht in unsere Firma in Deutschland gehen und muss wie die anderen Fahrer immer draußen bleiben, um in Tschechien keine Quarantäne zu bekommen.
Die angespannte Situation und das Handeln der Pendler gegenüber Regierungsmitgliedern beschreibt Český rozhlas in einem Artikel vom 2.4.2020 mit dem Titel „Pendler haben Pech. In einem offenen Brief baten sie um Zugeständnisse, die Regierung erlaubt ihnen jedoch nicht, zur Arbeit zu reisen.“
Kollegen geben mir täglich Einkaufslisten für Lebensmittel. Einer schnarcht nachts so laut, dass sie begonnen haben, im Schichtbetrieb zu schlafen. Die tschechische Polizei weist mich an der Grenze darauf hin, dass ich in Deutschland nicht einmal Lebensmittel einkaufen darf. Bei meiner Rückkehr müsste ich in Quarantäne.
In der Polizeidatenbank sind aus dieser Zeit über 80 Grenzkontrollen vermerkt, bei denen ich vor allem anfangs lange mit den tschechischen Polizisten sprach, bevor ich über die Grenze gelassen wurde. Jede Durchfahrt war unsicher, die Verhandlungen nervlich angespannt, aber mit der Zeit freundete ich mich mit den Polizisten an – ich trage stets die aktuellen Verordnungen ausgedruckt bei mir und musste manchmal den Pressesprecher des Innenministeriums als Vermittler einschalten, dessen Telefonnummer ich besorgt hatte. Auf den Konflikt mit der Charta der Grundrechte und Freiheiten, die besagt, dass „wer sich berechtigterweise auf dem Gebiet der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik aufhält, das Recht hat, dieses frei zu verlassen“, wiesen nach einiger Zeit 11 Senatoren der Bürgermeisterfraktion hin.
Manche Tage muss ich hinter der Grenze anhalten, um den Stress zu verarbeiten. Einmal hält auf einem Rastplatz hinter meinem Wagen ein Fahrzeug, dessen Fahrer meine Kontrolle an der Grenze beobachtet hatte. Er fragt mich: „Kann ich irgendwie helfen?“ Ich gebe ihm Kopien meiner Korrespondenz mit den Behörden und Fakten. Er sagt nichts. Er war ein Profi. Ab dem nächsten Tag liefen die Grenzdurchfahrten reibungslos und die Gespräche waren viel entspannter.
Ich schreibe einen Brief an den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer mit einem Lösungsvorschlag. Gleichzeitig informiere ich ihn, dass einige Kollegen, die alleinerziehend sind und im Wechselmodell ihre Kinder betreuen, auf unbestimmte Zeit nicht über die Grenze zur Arbeit kommen können, und wir nach einer Lösung suchen. Wahrscheinlich erhält er mehrere ähnliche Briefe, und so stellt uns die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag eine Note aus, die uns gegenüber den tschechischen Behörden als Teil der deutschen Kriseninfrastruktur bestätigt. So können Kollegen nach drei Wochen mit Einschränkungen wieder nach Hause fahren. Die Situation an der Grenze im Gebirge ist jedoch nicht ganz sicher, weshalb Kollegen auf der deutschen Seite warten und bei der tschechischen Polizei anrufen, ob sie die Grenze überschreiten dürfen, ohne Quarantäne auferlegt zu bekommen. Alles wird bestätigt und zu Ostern fahren sie nach Hause.
Im Dezember 2020 erkrankte ich am Coronavirus. 14 Tage lang ging es mir wirklich schlecht. Unsere Lager platzen sprichwörtlich aus allen Nähten und wir haben keinen Platz mehr zur Bearbeitung. Die Kollegen in Deutschland sind durch die Paketflut so erschöpft, dass wir für einen Monat die Registrierung neuer Kunden stoppen, um uns um die bestehenden zu kümmern. Nach der Wiederaufnahme der Registrierung melden sich an einem einzigen Tag 700 neue Kunden an.
2021 - Corona-Krise - Zweite Welle
Erzählung unseres Kollegen Kuba: „Wir verbrachten unseren Winterurlaub in Kytlice. Überall lag Schnee, es fror, es war wie im Märchen. Doch das endete, als wir auf Facebook erfuhren, dass die deutschen Grenzen geschlossen werden sollten. Es folgte hektisches Packen und eine schnelle Rückkehr in unser Zuhause im deutschen Zittau. Wir kamen zwar noch über die Grenze, aber nach Tschechien sahen wir drei Monate lang nicht mehr. Wir gingen in Lückendorf zum Langlaufen, aber es war eine seltsame Zeit. Die Leute hatten große Angst, und so blieb uns ein Vorfall nicht erspart, als uns auf Skiern eine ältere deutsche Dame beschimpfte, wir hätten hier nichts zu suchen, es sei verboten, die Grenze zu überschreiten. Vergeblich erklärten wir ihr, dass wir zwar Tschechen seien, aber in Zittau zuhause. Nach Ostern gab es große Rabatte auf Süßwaren, da die Händler an Abnehmer aus dem Ausland, vor allem Tschechen, gewöhnt waren. Dieses Mal blieb ihnen alles übrig. Vielleicht bis auf Toilettenpapier, das ständig ausverkauft war. Weil wir unsere Familie so lange nicht gesehen hatten, beschlossen wir, das nicht noch einmal erleben zu wollen, und suchten wieder eine Wohnung in Tschechien, in Hrádek nad Nisou. Wir fanden ein Grundstück, das vom Rathaus im Bieterverfahren verkauft wurde. Mit unserem Gebot rannten wir in letzter Minute zur Grenze in Hartau, wo wir es unter Aufsicht von Soldaten tschechischen Freunden übergaben, die es dann beim Amt einreichten.“

Wir haben keine weitere Halle für Lagerung und zukünftiges Wachstum. Ich bemerkte, dass gleich neben uns in derselben Straße eine 110 Jahre alte Fabrik – eine Federnfabrik, im Ersten Weltkrieg (1914-1918) „Kanonenfedernfabrik“, in der bis 1993 Federn für Eisenbahnwaggons und Wartburgs hergestellt wurden – zum Verkauf stand. Der Verkäufer aus Westdeutschland hatte hier Autoteppiche produziert. Er beendete die Produktion wegen der Einführung des Mindestlohns, der für einen konkurrenzfähigen Betrieb nicht mehr tragbar war. Andere Firmen aus Prag sind interessiert, können jedoch nicht nach Deutschland reisen. Es herrscht Ausnahmezustand. Außerdem erlaubt Deutschland die Einreise ohne verordnete Quarantäne nicht. Ich sehe mir die Fabrik an, die wie aus einem schlechten DDR-Film wirkt, und sage dem überraschten Makler, dass wir sie nehmen. Es erwartet uns eine komplette Sanierung.
Erzählung von Honza: „Während wir uns langsam von der ersten Welle erholten, wiederholte sich die Geschichte. Als im Februar 2021 die Grenzen zwischen der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres geschlossen wurden, verfiel ich in Hoffnungslosigkeit. Ungewiss packe ich hastig meine Sachen in den Rucksack, verabschiede mich von Freunden und Familie und überschreite wie jeden Tag die Grenze – nur mit dem Unterschied, dass ich nicht weiß, wann ich wieder in meine Heimat zurückkehren werde. Gemeinsam mit Kollegen ziehen wir ins nahegelegene Hotel Weberhof, wo uns die Besitzerin, die herzliche Italienerin Gracia, mit offenen Armen empfängt. In meiner Freizeit gehe ich laufen, entdecke die Schönheit des Lausitzer Gebirges, lese und tue alles, um das Geschehen zu vergessen. Währenddessen gehen meine Freunde in Liberec langlaufen, und ich freue mich darauf, sie wiederzusehen und gemeinsam in die Spur zu gehen. Mit meinen Kollegen verfolge ich die täglich wechselnde Situation. Ende Februar kommt die gute Nachricht, dass wir wieder nach Hause dürfen. Die Bewegung über die Grenze ist jedoch nur mit negativem Antigentest möglich, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Kurzfristig richten wir unser eigenes Testzentrum direkt in Deutschland ein, wo uns unser Kollege Ondřej testet, der die Berechtigung vom Deutschen Roten Kreuz erhalten hat. Bei einem Test in Tschechien hätten wir im Falle eines positiven Ergebnisses keinen Lohnersatz von der Versicherung erhalten. Am Arbeitsplatz tragen wir alle Schutzmittel, um das Risiko einer Infektion zu minimieren, und einige Kollegen sind bereits am Rande ihrer Kräfte. Gleichzeitig kontrolliert uns die Bundespolizei täglich an der Grenze, ob wir alle Dokumente wie Arbeitsvertrag, ausgefülltes Einreiseformular und negative PCR-Tests dabeihaben. Anfang Mai entfällt dann die Testpflicht für bereits geimpfte Pendler. Im weiteren Jahresverlauf stabilisiert sich die Situation und wir kehren langsam zur Normalität zurück. Es war eine Zeit voller Angst, Hass gegenüber Menschen, die die Lage auf die leichte Schulter nahmen, und Chaos, in der niemand wusste, wie es weitergeht. Der Kontakt mit den Behörden wurde zu unserem täglichen Brot. Die Pandemie hat uns viel genommen, aber uns auch viel gelehrt.“
Vojta ergänzt: „Es war nicht einmal möglich, Vorstellungsgespräche ohne Test und Arbeitsvertrag durchzuführen. Ondra testete die Bewerber direkt nach Grenzübertritt, den unbefristeten Arbeitsvertrag erhielt ich nur auf Grundlage eines Telefonats und wohl meines Entschlusses, sofort auf unbestimmte Zeit in Deutschland zu bleiben. Später war es praktisch unumgänglich, sich mit dem hastig entwickelten Impfstoff impfen zu lassen. Ich erinnere mich, wie mich in dieser Zeit die täglichen Politikerentscheidungen und die brutale Medienberichterstattung nervten, die nichts Gutes brachte. Ich erinnere mich daran, wie ich auf halbleeren Straßen unterwegs war und günstigeres Benzin tankte, wie ich selbst in freier Natur Menschen mit Masken traf, darunter Radfahrer, und wie der Transport von Sendungen aus dem Lager über die Grenze problematisch war und teilweise in Eigenregie gesichert werden musste. Ich erinnere mich auch an den Verlauf der Krankheit und den Verlust von Geruch und Geschmack für mehrere Wochen.“
2024
Am 27. November 2024 besuchte die Generalkonsulin der Tschechischen Republik in Dresden, Frau Ivona Valhová, zusammen mit dem Leiter des Kompetenzzentrums für die tschechisch-sächsische Wirtschaftskooperation bei der Industrie- und Handelskammer (IHK Dresden), Herrn Magister Jiří Zahradník, die Firma Mailboxde.com GmbH. Die IHK hatte uns bei den Verhandlungen mit der sächsischen und tschechischen Regierung während der Corona-Grenzschließung sehr geholfen. Derzeit sind unter der Dresdner Kammer bereits mehr als 200 Firmen mit tschechischen Eigentümern organisiert, die in Sachsen tätig sind.
Interview für die IHK Dresden
Wir haben die Einladung zur September-Ausgabe von ihk.wirtschaft angenommen, die von der Industrie- und Handelskammer Dresden herausgegeben wird, um zur Debatte über die deutsch-tschechische Zusammenarbeit beizutragen.
Das vollständige Interview lesen (auf Deutsch, Seite 18)
Erzählung von Honza: „Während wir uns langsam von der ersten Welle erholten, wiederholte sich die Geschichte. Als im Februar 2021 die Grenzen zwischen der Tschechischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres geschlossen wurden, verfiel ich in Hoffnungslosigkeit. Ungewiss packe ich hastig meine Sachen in den Rucksack, verabschiede mich von Freunden und Familie und überschreite wie jeden Tag die Grenze – nur mit dem Unterschied, dass ich nicht weiß, wann ich wieder in meine Heimat zurückkehren werde. Gemeinsam mit Kollegen ziehen wir ins nahegelegene Hotel Weberhof, wo uns die Besitzerin, die herzliche Italienerin Gracia, mit offenen Armen empfängt. In meiner Freizeit gehe ich laufen, entdecke die Schönheit des Lausitzer Gebirges, lese und tue alles, um das Geschehen zu vergessen. Währenddessen gehen meine Freunde in Liberec langlaufen, und ich freue mich darauf, sie wiederzusehen und gemeinsam in die Spur zu gehen. Mit meinen Kollegen verfolge ich die täglich wechselnde Situation. Ende Februar kommt die gute Nachricht, dass wir wieder nach Hause dürfen. Die Bewegung über die Grenze ist jedoch nur mit negativem Antigentest möglich, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Kurzfristig richten wir unser eigenes Testzentrum direkt in Deutschland ein, wo uns unser Kollege Ondřej testet, der die Berechtigung vom Deutschen Roten Kreuz erhalten hat. Bei einem Test in Tschechien hätten wir im Falle eines positiven Ergebnisses keinen Lohnersatz von der Versicherung erhalten. Am Arbeitsplatz tragen wir alle Schutzmittel, um das Risiko einer Infektion zu minimieren, und einige Kollegen sind bereits am Rande ihrer Kräfte. Gleichzeitig kontrolliert uns die Bundespolizei täglich an der Grenze, ob wir alle Dokumente wie Arbeitsvertrag, ausgefülltes Einreiseformular und negative PCR-Tests dabeihaben. Anfang Mai entfällt dann die Testpflicht für bereits geimpfte Pendler. Im weiteren Jahresverlauf stabilisiert sich die Situation und wir kehren langsam zur Normalität zurück. Es war eine Zeit voller Angst, Hass gegenüber Menschen, die die Lage auf die leichte Schulter nahmen, und Chaos, in der niemand wusste, wie es weitergeht. Der Kontakt mit den Behörden wurde zu unserem täglichen Brot. Die Pandemie hat uns viel genommen, aber uns auch viel gelehrt.“
Vojta ergänzt: „Es war nicht einmal möglich, Vorstellungsgespräche ohne Test und Arbeitsvertrag durchzuführen. Ondra testete die Bewerber direkt nach Grenzübertritt, den unbefristeten Arbeitsvertrag erhielt ich nur auf Grundlage eines Telefonats und wohl meines Entschlusses, sofort auf unbestimmte Zeit in Deutschland zu bleiben. Später war es praktisch unumgänglich, sich mit dem hastig entwickelten Impfstoff impfen zu lassen. Ich erinnere mich, wie mich in dieser Zeit die täglichen Politikerentscheidungen und die brutale Medienberichterstattung nervten, die nichts Gutes brachte. Ich erinnere mich daran, wie ich auf halbleeren Straßen unterwegs war und günstigeres Benzin tankte, wie ich selbst in freier Natur Menschen mit Masken traf, darunter Radfahrer, und wie der Transport von Sendungen aus dem Lager über die Grenze problematisch war und teilweise in Eigenregie gesichert werden musste. Ich erinnere mich auch an den Verlauf der Krankheit und den Verlust von Geruch und Geschmack für mehrere Wochen.“
2024
Am 27. November 2024 besuchte die Generalkonsulin der Tschechischen Republik in Dresden, Frau Ivona Valhová, zusammen mit dem Leiter des Kompetenzzentrums für die tschechisch-sächsische Wirtschaftskooperation bei der Industrie- und Handelskammer (IHK Dresden), Herrn Magister Jiří Zahradník, die Firma Mailboxde.com GmbH. Die IHK hatte uns bei den Verhandlungen mit der sächsischen und tschechischen Regierung während der Corona-Grenzschließung sehr geholfen. Derzeit sind unter der Dresdner Kammer bereits mehr als 200 Firmen mit tschechischen Eigentümern organisiert, die in Sachsen tätig sind.

2025
Wir schließen die Dachsanierung der alten Fabrik, die Installation der Photovoltaikanlage und den ersten Teil der Hallen ab, um im Herbst 2025 in den neuen Räumen arbeiten zu können.
Wir schließen die Dachsanierung der alten Fabrik, die Installation der Photovoltaikanlage und den ersten Teil der Hallen ab, um im Herbst 2025 in den neuen Räumen arbeiten zu können.
Interview für die IHK Dresden
Wir haben die Einladung zur September-Ausgabe von ihk.wirtschaft angenommen, die von der Industrie- und Handelskammer Dresden herausgegeben wird, um zur Debatte über die deutsch-tschechische Zusammenarbeit beizutragen.
Das vollständige Interview lesen (auf Deutsch, Seite 18)